30. APRIL 2024

Hypersomnie: das Krankheitsbild der Schlafsucht

Hypersomnie

Nie genug Schlaf finden? So fühlen sich Menschen mit einer Hypersomnie. Das Krankheitsbild der Schlafsucht zählt zu den Schlafstörungen und geht mit einem stark gesteigerten Schlafbedürfnis einher, obgleich der Nachtschlaf der Betroffenen normal ist. Obwohl sie wesentlich länger schlafen als durchschnittliche Schläfer, fühlen sich die Erkrankten zudem tagsüber auffallend schlapp und energielos. Diese Tagesschläfrigkeit erschwert es ihnen, im Alltag zu funktionieren. Erfahre mehr dazu, was du als betroffene Person tun kannst, um deine chronische Schlafsucht in den Griff zu bekommen und tagsüber wach zu bleiben.

 

Diagnose Hypersomnie: Was steckt hinter der Erkrankung der Schlafsucht?

Eine Hypersomnie gehört zu den schlafbezogenen Störungen, von denen nur wenige Menschen gehört haben. Während sich die meisten von uns unter Krankheiten wie Insomnie, Schlafwandeln oder Schlafapnoe etwas vorstellen können, haben wir nicht unbedingt eine Vorstellung davon, wie die Hypersomnie charakterisiert ist.  Fühlen sich Menschen mit Schlafsucht einfach nur permanent schläfrig und weisen eine erhöhte Schlafdauer auf? Schliesslich bekommen viele von uns im Alltagsstress nicht immer genug Schlaf und fühlen uns tagsüber müde. Wer hat sich nicht schon einmal morgens aus dem Bett gequält, obwohl er am liebsten die Snooze Taste des Weckers gedrückt und noch eine Runde weitergeschlafen hätte? Bei Hypersomnie liegt jedoch eine erhöhte Tagesschläfrigkeit vor, die nichts mehr mit normaler Müdigkeit zu tun hat.  

Normale Tagesmüdigkeit oder Schlafstörung: Die Leitsymptome der idiopathischen Hypersomnie

Wenn du einmal die Nacht zum Tag gemacht hast und am nächsten Morgen schläfrig aufwachst, steckt dahinter nicht gleich eine Schlafstörung. Im Gegenteil: Müdigkeit ist eine normale Reaktion unseres Körpers, die uns signalisiert, dass er nicht ausreichend Zeit zur Regeneration hatte und dies nachholen möchte. Ausserdem ist sie normalerweise erklärbar und tritt beispielsweise auf, wenn wir nicht genug geschlafen haben oder die Qualität unseres Nachtschlafs getrübt war. Bei Hypersomnie fühlen sich die Betroffenen jedoch ohne Grund ständig müde und schlafen wiederholt ungewollt ein. So kann es ihnen passieren, dass sie auch zu unpassenden Zeiten einnicken, etwa wenn sie sich an ihrem Arbeitsplatz oder mitten in einem Gespräch befinden. Die pathologische Müdigkeit und Schläfrigkeit sind bei ihnen also viel stärker ausgeprägt als bei gesunden Schläfern, die einmal eine Nacht schlecht geschlafen haben. 

Schlafsucht

Schlafen Menschen mit Hypersomnie nachts ganz normal?

Neben dem Hauptsymptom der Einschlafneigung zeichnet sich Hypersomnie dadurch aus, dass die Nachtruhe der Betroffenen nicht gestört ist und ganz normal verläuft. Ihr Schlaf ist normalerweise erholsam und die Schlafqualität in der Nacht ist gut. Genau das ist das Verwunderliche: Obwohl die Erkrankten eine normale Schlafstruktur aufweisen und nachts objektiv betrachtet genug Schlaf bekommen, fühlen sie sich immerzu müde.

Wer unter Hypersomnie leidet, schläft meist sogar länger als gesunde Menschen. Häufig kommen die Betroffenen auf über 10 Stunden pro Nacht. Ausserdem lässt sich beobachten, dass sie beim Aufwachen Probleme damit haben, sich zu orientieren und richtig wach zu werden. Diese Schlaftrunkenheit hält normalerweise zwar nicht lange an, kann jedoch als belastend erlebt werden. Viele leiden tagsüber ausserdem unter dem Gefühl, energielos und unruhig zu sein oder berichten über Gedächtnisprobleme. 

Welche Ursachen haben Hypersomnien?

Medizinerinnen und Mediziner teilen die schlafbezogene Störung der Hypersomnie in die sogenannte nicht-organische und organisch bedingte Hypersomnie ein. Lassen sich körperliche Ursachen finden, sagt man auch idiopathische Hypersomnie. Hier nimmt man an, dass die Ursache der erhöhten Schläfrigkeit auf eine körperliche Erkrankung zurückzuführen und vermutlich neurologisch bedingt ist. Es wird beispielsweise über eine Funktionsstörung des zentralen Nervensystems spekuliert, die zu dem pathologisch gesteigerten Schlafbedürfnis führt. 

Bei der nicht-organischen Hypersomnie ist das Gegenteil der Fall und die permanente Müdigkeit wird auf psychiatrische Ursachen zurückgeführt. So können einerseits emotionale Ursachen, aber auch genetische Faktoren bei der Entstehung des übermässigen Schlafdrangs eine Rolle spielen.  

Tagesschläfrigkeit

Bei der Anamnese ist es für die Ärzte wichtig, zunächst andere Ursachen für die erhöhte Schläfrigkeit am Tag auszuschliessen. Verschiedene Schlafstörungen wie Insomnien, das Restless-Legs-Syndrom, periodische Beinbewegungen im Schlaf, Narkolepsie oder eine Schlafapnoe gehen beispielsweise mit ähnlichen Symptomen einher. Ausserdem müssen bei der Diagnostik andere körperliche und neurologische Erkrankungen ausgeschlossen werden, die mit Schädigungen des Gehirns einhergehen. Psychische Erkrankungen wie eine Depression gehen ebenfalls häufig mit einem erhöhten Schlafdrang einher, vor allem wenn bestimmte Antidepressiva verabreicht werden. 

Symptome behandeln: Wie kann ich Tagesschläfrigkeit und Fatigue bekämpfen?

Wenn die Hypersomnie durch eine körperliche Erkrankung hervorgerufen wird, ähnelt die medikamentöse Behandlung der der Narkolepsie. Meist kommen bestimmte Medikamente zum Einsatz, die einen wachmachenden und stimulierenden Effekt haben. Sind psychische Ursachen für die Hypersomnie verantwortlich, werden manchmal bestimmte Antidepressiva verschrieben. 

Jedoch können Betroffene auch mit schlafhygienischen Massnahmen dazu beitragen, die Symptome ihrer Erkrankung zu lindern. Eine gute Schlafhygiene kann dazu beitragen, die Müdigkeit am Tag zu verringern, sodass die Erkrankten mehr Energie für ihren Alltag haben. Folgende Massnahmen können hilfreich sein, um gesunden Schlaf zu fördern und Ermüdungserscheinungen zu reduzieren: 

  • Achte auf feste Zubettgehzeiten. Wenn du regelmässig zur selben Zeit ins Bett gehst, hilfst du deinem Körper dabei, sich auf die Nachtruhe einzustimmen. 
  • Vermeide zu spätes Zubettgehen. Dieses fördert einen Schlafmangel, der deine Symptome verstärken kann. 
  • Verzichte vor dem Schlafengehen auf Genussmittel wie Alkohol. Sie führen zu oberflächlichem Schlaf, sodass du dich trotz ausreichend langer Nachtruhe beim Aufwachen nicht erholt fühlst. 
  • Achte vor allem tagsüber darauf, müde machende Substanzen wie zu viel Koffein zu vermeiden. Diese spenden zwar auf den ersten Blick Energie, wirken aber dadurch, dass sie die natürliche Müdigkeitsreaktion des Körpers unterdrücken – was sich später durch einen ungeregelten Schlafrhythmus rächen kann. 
  • Schaffe dir persönliche Schlafrituale, die zur Entspannung beitragen. 

 

 

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