21. MÄRZ 2023

Mondsüchtig – Was ist dran am Mythos Vollmond?

Mondsüchtig Vollmond

Von Vollmond zu Vollmond dauert es genau 29 Tage, 12 Stunden und 44 Minuten. Dann kehrt er der Sonne wieder dieselbe Seite zu und zieht die Menschen mit seinem weissen Licht in seinen Bann und macht diese „mondsüchtig“. Bereits seit hunderten von Jahren ranken sich verschiedenste Gerüchte über die Kräfte des Vollmonds. Sogar in den Film hat es das Phänomen geschafft: Wie in der Komödie “Mondsüchtig” mit Cher, Nicolas Cage und Danny Aiello in den Rollen “Loretta Castorini”, “Ronny Cammareri” und “Johnny Cammareri”, sorgt der Vollmond bei vielen für Verwirrung und beeinflusst uns noch heute. Doch was ist dran an den Legenden? Wir nehmen die bekanntesten Mond Mythen für euch unter die Lupe und klären, was Fakt ist und was erfunden.

 

Werwölfe – Mondsüchtige Fabelwesen

Beginnen wir gleich mal mit dem wohl fantastischsten Mythos – dem der Werwölfe. Die Legenden besagen, dass nicht nur Menschen, die mondsüchtig sind, nachts aus dem Bett gelockt werden; auch Leute, die der Legende nach von einem Werwolf gebissen wurden, sollen sich immer bei Vollmond selbst in einen Werwolf verwandeln. Wie in dem ein oder anderen Film zu sehen, sind sie dann in der Gestalt eines riesigen Wolfes nicht mehr Herr ihrer Sinne und greifen Menschen und Tiere an. In heutiger Zeit ist uns natürlich klar, dass es wohl keine Werwölfe gibt. Doch woher kommt dieser Mythos? Die wahrscheinlichste Theorie zur Entstehung ist, dass das Geheule von Wölfen bei Nacht zu dem Gedanken führte, sie würden den Mond anheulen. In alten Zeiten waren Wölfe noch deutlich verbreiteter und von vielen gefürchtet. Da die Tiere im hellen Licht des Vollmondes erfolgreicher jagen und besonders nachts aktiv sind, war ihr Wolfsgeheul in diesen Nächten wahrscheinlich häufiger zu vernehmen. Die Angst vor den Tieren in Zusammenhang mit dem Vollmond führte so zu dem Mythos des Werwolfs – und beflügelt bis heute die Fantasie von Filmschaffenden und ihrem Publikum. 

Wölfe

Unruhige Vollmond-Nächte

Dass wir in Vollmondnächten schlechter schlafen, ist bis heute der bekannteste Mythos, der sich um den Mond rankt. Viele sind sich absolut sicher, dass der Vollmond ihren Schlaf beeinflusst und sie in gewisser Weise mondsüchtig sind. Wissenschaftlich konnte dies bisher jedoch nicht belegt werden. Die Begründung, der Mond wirke sich auf das Wasser in unserem Körper aus, vor allem auf unser Gehirn, kann als Irrglaube abgetan werden, denn der Mond steuert zwar die Gezeiten der Meere, jedoch reicht die Gravitationskraft nicht einmal für grössere Seen. Die Auswirkungen des Mondes auf den Menschen sind höchstwahrscheinlich so minimal, dass sie keine merkliche Veränderung im Körper erzielen können. Wer keine ausreichende Verdunkelung für seine Schlafzimmerfenster besitzt, könnte natürlich durch den hellen Mondschein am Einschlafen gehindert werden. Das beste Mittel gegen den Vollmond ist in diesem Fall eine zuverlässige Verdunklung mit Vorhängen, Jalousien oder Rollläden. Am häufigsten ist aber die Begründung der selbsterfüllenden Prophezeiung. Wer glaubt, er schläft in Vollmondnächten schlecht, wird es durch die vorher bereits feststehende Überzeugung wahrscheinlich auch tatsächlich tun.

Vielleicht doch kein Aberglaube?!

Viele Menschen erfahren erst im Nachhinein, dass in einer Nacht, in der sie schlecht schliefen, Vollmond war. Verständlich, dass man sich dann überlegt, ob nicht doch etwas an der Mondsucht dran ist. Tatsächlich gibt es noch eine interessante Idee, warum wir in Vollmondnächten schlechter schlafen, auch wenn sie bisher nicht endgültig bewiesen wurde. Laut dieser Theorie geben die Mondphasen uns unseren biologischen Rhythmus vor. Selbst in einem abgeschlossenen Raum würden wir zur selben Zeit hungrig und müde werden, denn der bestehende zeitliche Rhythmus unseres Körpers liegt in unseren Genen. Wie einige Tierarten in Vollmondnächten wachsamer sind, da sie in dem hellen Mondlicht leichter zur Beute werden, blieben auch unsere Vorfahren vor vielen tausend Jahren in diesen Nächten besonders wachsam. Wer als Urzeit-Mensch in einer Vollmondnacht fest schlief, lief Gefahr, von wilden Tieren getötet zu werden. Daher könnte hier eine Selektion stattgefunden haben. Die Unruhe in Vollmondnächten und der Hang zum Wachsein, könnte somit in unseren Genen liegen. Also vielleicht ist an dem Mythos letztlich doch mehr dran als erwartet.

Schlafwandeln

Schlaflose Nacht

Die magischen Kräfte des Mondes sollen noch weitere Auswirkungen haben. So kursiert der Glaube, in Vollmondnächten würden Menschen mondsüchtig und folglich häufiger schlafwandeln. Dass der Körper durch seinen hohen Anteil an Wasser von dem Mond und seiner Gravitation angezogen wird, haben wir bereits als Irrglaube belegt. Der Mond hat laut der Wissenschaft keine Anziehungskraft auf das Wasser in unserem Körper. Doch so schnell ist auch dieser Mythos nicht vom Tisch, denn was stimmt, ist, dass Schlafwandler vom Licht angezogen werden. Scheint der Mond hell durch das Fenster, besteht also tatsächlich eine höhere Wahrscheinlichkeit zum Schlafwandeln. Dies ist jedoch nur in ländlichen Gegenden der Fall, da in grossen Städten allgemein auch nachts viele Lichtquellen vorhanden sind. Der Schlafwandler bewegt sich immer in Richtung des Lichts. Ist der Mond die einzige Lichtquelle, läuft er also wie magisch angezogen auf diesen zu. Wie viel Magie jedoch dahintersteckt, kann wohl nie endgültig bewiesen werden.

Weitere Mythen

Tatsächlich hören die Mythen, die sich um mondsüchtige Menschen ranken, hier noch nicht auf. Weitere Theorien sagen dem Vollmond beispielsweise magische Auswirkungen auf Geburtenraten, Verbrechen und Unfälle nach – die nie gänzlich aufgelöst werden. Statistisch gesehen konnten keine Verbindungen mit der Häufung der genannten Ereignisse an Vollmondnächten festgestellt werden. Trotzdem sind sich einige Krankenschwestern sicher, dass ihre Patienten in Vollmondnächten wesentlich unruhiger sind. Und so manche Hebamme ist felsenfest davon überzeugt, in Vollmondnächten deutlich mehr Kinder auf die Welt gebracht zu haben als in anderen Nächten. Wie viel Magie und wie viel Zufall oder selbsterfüllende Prophezeiung am Ende hinter dem Geheimnis steckt, muss letztlich jeder für sich selbst entscheiden. Hast auch du das Gefühl, mondsüchtig zu sein, oder kannst du dich zu den glücklichen Personen zählen, die ganz unabhängig vom Mond tief und fest schlummern können? Wir wünschen dir – ganz unabhängig von den Mondphasen – eine ruhige Nacht!

 

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